Preise der Böhm-Instrumente

Auskunft über die ursprünglichen Preise der Böhm-Instrumente gibt zum einen der Katalog von 1912, zum anderen eine Preisliste von 1934 (siehe unten), die auf einem separat eingefügten Einlegeblatt zudem handschriftlich ein paar Preisanpassungen verzeichnet (welche aufgrund des mit abgedruckten Postbezirks "Hamburg 5" auf nicht später als 1937 zu datieren sind). Aus den 1920er Jahren gibt es leider keine Informationen über die Preise der Böhm-Instrumente, die Ähnlichkeit der Zahlen von 1912 und 1934 lässt aber vermuten, dass diese (vom Inflationsjahr 1923 einmal abgesehen) auch nicht wesentlich anders waren. Für die Waldzither bietet Böhm 1912 auch eine Variante mit Unterricht an (dies kostet 10,- Mk. extra), Unterrichtskurse für die Walddoline gibt es hingegen offenbar nicht.

Modell Katalog 1912 Preisliste 1934
 Nr. 0          19,50
Nr. 1/Nr. 1A       25,-       27,-/30,-
Nr. 1B         33,-/36,-
Nr. 1C         39,-/42,-
Nr. 2       40,-       45,-
Nr. 3       55,-       58,-
Nr. 4     100,-     100,-
     
Walddolinen    
Nr. 0         18,-
Nr. 1A       18,-       22,-
Nr. 1C         27,-
Nr. 2       25,-       36,-

 

Preisliste 1934

Es ist nicht leicht, diese Preise mit den Preisen heutiger Musikinstrumente zu vergleichen, da sich Einkommen und Wohlstand der deutschen Bevölkerung in der ersten Hälfte des 20. Jahrunderts auf einem deutlich niedrigeren Niveau befanden. Zieht man jedoch den durchschnittlichen Brutto-Monatslohn eines deutschen Beschäftigten als Vergleichsgröße heran (die Kaufkraft der damaligen Mark in Relation zum heutigen Euro ist hier als eine rein markttechnische Größe von geringem Aussagewert), so lässt sich trotzdem erahnen, in welcher Größenordnung sich die Preise der Böhm- Instrumente bewegt haben müssen.

Abgesehen von größeren währungsbedingten Schwankungen lag der durchschnittliche Monatslohn eines deutschen Beschäftigten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei etwa 100,- Mark (ob nun Goldmark, Rentenmark oder Reichsmark), heute liegt er bei etwa 3500,- EUR. Das bedeutet, dass ein einfaches Böhm-Modell Nr. 1/Nr. 1A etwa einen Wochenlohn kostete; dies würde heute mit 750,- EUR dem Preis einer Gitarre der gehobenen Mittelklasse entsprechen. Böhms Top-Modell Nr. 4 kostete einen ganzen Brutto-Monatslohn, was mit 3500,- EUR dem Preis eines heutigen Top- Instruments entsprechen würde. Diese durchaus "anständigen" Preise erklären vielleicht auch, weshalb sich Böhm in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten genötigt sah, bei Waldzither und Walddoline noch ein reduziertes Basismodell anzubieten, welches er zum Preis von 19,50 bzw. 18,- RM verkaufte.

Vergleicht man die Preise der Böhm-Instrumente mit Waldzither-Preisen in Katalogen vogtländischer Unternehmen aus den 1920er und 1930er Jahren, so liegen diese allerdings auf einem ähnlichen Niveau. Gelegentlich findet sich noch ein günstigeres Einstiegsmodell für unter 20,- RM, die Firma Wunderlich bietet aber auch ein Topmodell für stolze 200,- RM an.

Aus diesen Preisen irgendwelche Rückschlüsse auf den heutigen Wert von Böhm-Instrumenten abzuleiten ist kaum möglich: Hier regelt eindeutig das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Preis. Dabei kann man über die einschlägigen Internetportale durchaus mal ein günstiges Schnäppchen machen, sobald sich aber mehr als eine Person für ein bestimmtes Instrument interessiert, kann der Preis auch schnell in die Höhe gehen. Nicht übersehen werden sollte zudem der Erhaltungszustand der Instrumente: Viele Waldzithern von Böhm weisen aufgrund ihrer Bauweise sowie ihrer oft nicht fachgerechten Lagerung Schäden auf, die auf den Bildern der Anbieter (die ja oft selbst nicht wissen, was sie da zum Verkauf anbieten) nicht unbedingt auf Anhieb zu erkennen sind. Wer sich hier nicht auskennt, zahlt schnell zu viel für ein Instrument, das erst durch eine aufwändige und teure Reparatur in einen brauchbaren (das heißt spielfähigen) Zustand gebracht werden muss. Böhm-Waldzithern, die man im Internet erwerben und nach Öffnen des Pakets sofort uneingeschränkt spielen kann, sind äußerst rar !!!

An dieser Stelle genauere Preisempfehlungen zu geben würde zu weit gehen, wer für unter 150,- EUR ein sofort voll spielbares Instrument bekommt, kann sich aber wohl glücklich schätzen (bei den höherwertigen Modellen dürften die Preise entsprechend höher liegen). Es kann aber auch niemandem geraten werden, 300,- EUR oder mehr für ein einfaches Böhm-Instrument auszugeben, das nicht einmal voll spielbar ist (was zum Teil verlangt wird): Bereits ein Satz neuer Saiten kostet 25,- EUR und mehr, und von den Kosten einmal abgesehen ist es auch gar nicht so leicht, eine neue Mechanik, einen Ersatz-Saitenhalter oder einen passenden Glassteg zu bekommen.

Generell kann nur geraten werden, vor dem Kauf eines eigenen Instrumentes nicht bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zuzugreifen, sondern erst eine Weile den Markt zu beobachten - oder sich vor dem Kauf ausführlich mit einem Fachmann zu beraten, der das Instrument dabei auch tatsächlich in die Hand nehmen und begutachten kann.