Saitenhalter

Drei verschiedene Typen Saitenhalter lassen sich an Böhm-Instrumenten finden. Bei ihnen ist die Datierung etwas schwieriger als bei den Mechaniken; zum einen scheinen sie öfter ausgetauscht zu werden als die Mechaniken, zum anderen sieht es so aus, als habe Böhm hier für einige Zeit zwei Saitenhalter parallel zueinander verwendet.

1897 bis etwa 1905

Den Anfang macht ein Saitenhalter mit einer geschwungenen Form, der 9 Haken besitzt. Er findet bei sämtlichen frühen Böhms bis etwa 1905 Verwendung, doch auch bei ganz frühen Standardmodellen, die eine Mechanik mit einem Höcker in der Mitte tragen, ist er noch zu finden.

1906 bis etwa 1920

Parallel zu seinen Mechaniken mit den zwei asymmetrisch angeordneten Höckern hat Böhm auch einen neuen, ebenfalls geschwungenen Saitenhalter eingeführt. An ihm fällt auf, dass er nicht neun, sondern zehn Haken besitzt. Diese merkwürdige Tatsache wird etwas verständlicher, wenn man weiß, dass die asymmetrische Form dieser Mechaniken daher kommt, dass sie als 10er Mechaniken gebaut und dann nachträglich um einen Schlitz gekürzt wurden. Beim Saitenhalter war ein solches Wegschneiden eines Hakens weder gut möglich noch auch aus ästhetischen Gründen erforderlich, so dass Böhm sich für etliche Jahre damit begnügte, hier einfach einen Haken frei zu lassen. In diesen Saitenhalter hat Böhm bei jedem einzelnen Instrument per Hand die exakte Saitenlänge eingeritzt.

Während die Mechaniken mit den zwei Höckern bereits etwa 1913 einen Nachfolger erhielten, kam der Saitenhalter mit den 10 Haken bis etwa 1920 zum Einsatz, zumindest ist er noch bei einer ganzen Reihe von Instrumenten mit dem ungeschwärzten Alster-Zettel aus der Zeit nach 1918 zu finden. 

Ca. 1916 bis 1942

Bereits die frühesten Instrumente Nr. 1A (= Modell Nr. 1 ohne den äußeren doppelten Ring ums Schallloch) sind, ebenso wie die ersten Instrumente Nr. 1B, mit dem Standard-Saitenhalter ausgestattet, wie er bei allen weiteren Böhm-Instrumenten bis 1942 zum Einsatz kommt. Sie beide tragen den geschwärzten "GR. 4. 6825"-Zettel aus der Zeit nach 1914. Da aber nicht genau bekannt ist, wann diese Instrumente zwischen 1914 und 1918 eingeführt wurden, lässt sich auch nicht exakt ermitteln, wann dieser Saitenhalter erstmals zum Einsatz kam. Die übrigen Modelle bieten hier bei der Datierung keine Hilfe, da sie bis etwa 1920 weiter den alten geschwungenen Saitenhalter mit 10 Haken tragen.

Bei diesem Saitenhalter ist die Standard-Saitenlänge von 650 mm maschinell eingestanzt. Er kommt übrigens auch bei den Walddolinen zum Einsatz; hier ließ Böhm dann ebenfalls einen Haken frei und notierte von Hand die Saitenlänge von 505 mm.

Nach 1945 GEWA-Saitenhalter

Auch die GEWA-Waldzithern tragen noch für eine ganze Weile die Böhm'schen Standard-Saitenhalter. Etwa zeitgleich mit dem Wechsel zum späten GEWA-Zettel (ohne "Walddoline") verschwinden diese Saitenhalter jedoch und ein anderer Saitenhalter tritt an ihre Stelle. Dieser Saitenhalter ist auch von anderen, nicht von GEWA hergestellten Instrumenten bekannt, er wurde also offenbar nicht speziell für deren Waldzithern hergestellt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass er nur 8 Haken besitzt, er war also ursprünglich für Mandolinen (oder Mandolen) gedacht. 

Weitere GEWA-Saitenhalter

Der linke Saitenhalter ist an recht vielen GEWA-Instrumenten zu finden, und zwar bereits bei einigen früheren Exemplaren. Es handelt sich hier um einen echten Waldzither-Saitenhalter mit neun Haken, der allerdings auch bereits an vielen im Vogtland hergestellten Waldzithern aus den 1930er Jahren (z.B. den "Plückthun"-Instrumenten) zum Einsatz kommt. Ob er tatsächlich von der GEWA an ihren Waldzithern verbaut wurde oder nur nachträglich zum Austausch defekter Saitenhalter an GEWA- Instrumenten Verwendung fand (oder um bei diesen einen GEWA-Saitenhalter mit 8 Haken durch einen echten Waldzither-Saitenhalter zu ersetzen), lässt sich gegenwärtig nicht sagen.

Der rechte Saitenhalter ist auch in Martina Rosenbergers Waldzither-Puzzle dokumentiert, er ist an einigen wenigen späten GEWA-Instrumenten zu finden.