Die Walddoline ist C. H. Böhms Variante der Mandoline; sie besitzt vier in e''-a'-d'-g gestimmte Doppelsaiten mit einer mandolinentypischen Mensur von ca. 33,5 cm, aber ebenfalls die Böhm-typische Fächermechanik (mit nur 8 Schrauben). Anders als die Mandolinen der Zeit besitzt Böhms Walddoline einen flachen Boden, ähnlich wie die von Orville Gibson ungefähr zur gleichen Zeit in den USA entwickelten Mandolinen. Über Böhms Walddolinen ist bis heute wesentlich weniger bekannt als über seine Waldzithern, in Martina Rosenbergers Waldzither-Puzzle werden sie ebenfalls nur am Rande erwähnt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie in deutlich geringeren Stückzahlen hergestellt wurden und daher auch in wesentlich weniger Exemplaren erhalten sind; hier könnte auch der Grund für die geradezu mythische Aura liegen, die diese Instrumente bis heute umgibt. Belegexemplare aus der Frühzeit fehlen bisher nahezu völlig, so dass auch über die Entwicklung der Walddoline kaum etwas gesagt werden kann. Bekannt ist allerdings, dass Böhm die Bezeichnung "Walddoline" beim Patentamt am 6. April 1904 unter der Nr. 73575 als Warenzeichen anmeldete, der Eintrag im Warenzeichen-Register erfolgte am 3. November 1904 (ab 1906 wird die Walddoline dann auch im Branchenteil des Hamburger Adressbuchs beworben). Die frühen Instrumente weisen dabei im Unterschied zu den Walddolinen aus späterer Zeit ein rundes Schallloch auf; so sind sie auch im Katalog von 1912 noch abgebildet.

Katalog 1912

Den Abbildungen in diesem Katalog nach zu urteilen trugen die frühen Walddolinen Mechaniken mit einem Höcker in der Mitte und geschwungene Saitenhalter, wie sie analog auch an den Waldzithern der Zeit zu finden waren. Sämtliche bisher bekannten Walddolinen weisen jedoch die Standard-Saitenhalter der Böhm-Waldzithern auf, bei ihnen ist dann allerdings ein Haken frei gelassen und von Hand die Saitenlänge von 505 mm eingraviert. Die Mechanik ist bei den bekannten Instrumenten ein eigenständiges Modell mit 8 Schlitzen bzw. Schrauben, welches vom Design her vermuten lässt, dass es parallel zur Standard-Waldzither-Mechanik (d.h. auf jeden Fall vor 1918) entwickelt wurde.

Auch bei der Walddoline hat Böhm sein Modell Nr. 1 später in eine Nr. 1A und eine Nr. 1C ausdifferenziert; Nr. 1C unterscheidet sich dabei im Design kaum von Nr. 1A, Böhm verwendet hier aber wie bei seinem Waldzither-Modell Nr. 1C Kirschbaum-Holz (anstelle von Ahorn) für Boden und Zargen. Um den schwierigen Zeitverhältnissen Rechnung zu tragen, bietet C. H. Böhm in einer Preisliste von 1934 bei Waldzithern wie bei Walddolinen zudem ein besonders preiswertes Einstiegsmodell mit Spaneinlage um Rand und Schallloch und einer Spielplatte an. Ein solches Instrument ist bisher leider nicht dokumentiert, wohl aber eine Walddoline, die vergleichbare Spaneinlagen aufweist, jedoch keine Spielplatte; dies könnte also ein frühes "Sparmodell" sein. Bereits 1928 bewirbt Böhm seine Walddoline letztmals im Branchenteil des Hamburger Adressbuchs, die Preisliste von 1934 belegt aber, dass das Instrument weiter produziert und verkauft wird (dies belegt auch ein Etikett, das in die Zeit nach 1937 zu datieren ist).

Wann Böhm dazu überging, seine Walddolinen mit einem ovalen Schallloch auszustatten, lässt sich gegenwärtig nicht genau sagen, da die entsprechenden Beleginstrumente fehlen. Dokumentiert sind jedoch Instrumente von Anfang der 1920er Jahre, die bereits ein ovales Schallloch aufweisen. Die Kataloge sind in dieser Hinsicht wenig aussagekräftig, da Böhm auch hier in späterer Zeit ältere Fotos weiter verwendet. So ist im Katalog von 1926 nur das Bild der Walddoline Nr. 1A durch ein neues Foto ersetzt, da sich diese in ihrem Design deutlich von dem älteren Modell Nr. 1 unterscheidet, das Foto von Nr. 2 ist hingegen gleich geblieben. Erst im Katalog von 1929 wird auch Walddoline Nr. 2 mit ovalem Schallloch abgebildet.

Katalog 1926                                                                                                              Katalog 1929

Design-Varianten sind bei der Walddoline bisher nicht allzu viele bekannt, dies ist bei unter 20 dokumentierten Exemplaren auch nicht zu erwarten. Bei der Nr. 1A gibt es aber zwei unterschiedliche Größen von Spielplatte, bei Nr. 1C eine Differenz in der Gestaltung von Randeinlagen und Schallloch-Umrandung: Ein Instrument von Anfang der 1920er Jahre trägt hier an beiden Stellen den einfachen   Schnurrand  , den auch Walddoline Nr. 1A als Randeinlage aufweist (und der auch bei einigen wenigen Waldzithern Nr. 1/Nr. 1A als Randeinlage vorkommt), ein jüngeres Instrument weist hingegen an beiden Stellen das klassische Fischgrätenmuster auf (das Nr. 1A und Nr. 2 auch ums Schallloch herum tragen).

Die früheste bisher dokumentierte Signatur einer Walddoline unterscheidet sich nicht von den Waldzither-Signaturen der Zeit: Es ist derselbe ungeschwärzte Alster-Zettel, den Anfang der 1920er Jahre auch die Waldzithern tragen:

Spätestens Mitte der 1920er Jahre verwendet Böhm jedoch für seine Walddolinen eigene Zettel, eine solche spezielle Walddolinen-Signatur ist auch in den Katalogen von 1926 und 1929 abgebildet. Sie gleicht der Waldzither-Signatur aus derselben Zeit, nur mit dem Unterschied, dass in dem weißen Feld in der Mitte nun nicht "Böhm-Waldzither", sondern "Walddoline" steht:

Interessanterweise lassen sich einige Walddolinen finden, die den Parallel-Zettel mit der Aufschrift "Böhm-Waldzither" tragen, bei denen aber ein Teil des Zettels geschwärzt ist. Getilgt ist jedoch nicht die Bezeichnung "Waldzither", sondern die Adresse und die Telefonnummer der Firma Böhm. Der Grund für die Schwärzung ist also offenbar nicht die Tatsache, dass es sich hier um quasi zweck-entfremdete Waldzither-Zettel handelt, es könnte aber sein, dass diese Instrumente aus der Zeit nach 1931 stammen, als sich die Telefonnummer der Firma Böhm geändert hatte, oder sogar von 1937 oder später, als der Stadtbezirk, in dem der Steintorweg lag, infolge des Groß-Hamburg-Gesetzes von "Hamburg 5" zu "Hamburg 1" geworden war. Waldzithern mit in gleicher Weise vorgenommenen Schwärzungen sind jedoch bisher nicht bekannt.

Aus der Zeit nach 1937 gibt es noch einen weiteren, ebenfalls analog zu den Waldzither-Signaturen der Zeit gestalteten Zettel mit individuell bedruckbarem weißem Kasten. Bisher ist noch kein Instrument dokumentiert, das an dieser Stelle die Adresse der Firma Böhm trägt, wohl aber zwei Instrumente, die hier die Adresse des Musikhauses Kurt Naumann in Meißen/Sachsen verzeichnen. Es lässt sich also vermuten, dass die Firma Böhm (zumindest in ihrer Spätzeit) versucht hat, ihre Instrumente auch in anderen Städten über dort ansässige Musikgeschäfte  zu vertreiben.

Die Firma GEWA hat offenbar keine Walddolinen hergestellt, zumindest ist bisher kein einziges GEWA-Instrument bekannt geworden. Auch der GEWA-Katalog von 1960 enthält keine Walddoline.