Modell Nr. 1/Nr. 1A

Es sieht gegenwärtig so aus, als sei die Entwicklung der Böhm'schen Grundmodelle Nr. 1-4 um 1905 herum abgeschlossen gewesen. Instrumente mit einem abweichendem Grunddesign lassen sich bei Waldzithern mit jüngeren Signaturen kaum noch finden, und wenn ja, so scheint es sich um Sondermodelle zu handeln, die Böhm offenbar auf Kundenwunsch anfertigte. Diese vier Grundmodelle sind auch im Katalog von 1912 abgebildet, wobei die im Katalog verwendeten Fotos aufgrund der Mechaniken (mit einem Höcker in der Mitte und zwei Ringen zum Drehen der Schrauben per Hand) darauf hindeuten, dass die hier gezeigten Instrumente eher um 1905/1906 herum gebaut wurden als um 1912 (auch der Zettel weist in diese Zeit). In der Zeit nach 1912 hat Böhm jedoch zwei weitere Modelle entwickelt, die er der Einfachheit halber Nr. 1B und 1C nannte, so dass sein ursprüngliches Modell Nr. 1 in späteren Katalogen zur Nr. 1A wurde.

Eine eindeutige Entwicklung hin zu Modell Nr. 1, wie man sie bei Modell Nr. 2 beobachten kann, lässt sich unter den bisher bekannten frühen Böhms nicht ausmachen. Es gibt aber zwei Instrumente von Anfang 1900 bzw. 1904, die als Vorgänger gedeutet werden könnten.

Ab 1905 bleibt das Design von Modell Nr. 1/Nr. 1A relativ konstant, Böhm hat dieses aber beim Übergang von Nr. 1 zu Nr. 1A insofern vereinfacht, als er nach etwa 1920 den doppelten äußeren Ring um das Schallloch wegließ. Wenn in späteren Katalogen das Modell Nr. 1A nach wie vor mit Ring abgebildet ist, so liegt das daran, dass Böhm hier ein altes Foto weiter verwendet, das eigentlich auch im Katalog von 1912 bereits überholt war. (Eine leichte Design-Variation besteht darin, dass sich ab etwa 1910 an den Instrumenten Nr. 1 auf dem Griffbrett zwischen Bund 2 und 3 zwei Dots finden lassen und nicht mehr nur ein Dot, ähnlich wie auch bei den Waldzithern Nr. 2 aus derselben Zeit. Diese zwei Dots verschwinden nach 1920 wieder, auch dies geschieht parallel zu Modell Nr. 2.)

Einen glatten Übergang von einem früheren Modell Nr. 1 zu einem späteren Modell Nr. 1A hat es aber offenbar trotzdem nicht gegeben, zumindest ist die Situation zwischen 1914 und 1920 alles andere als eindeutig: In dieser Zeit finden sich einige Variationen im Design, die aufgrund der in die Instrumente eingeklebten Etiketten gegenwärtig keine saubere chronologische Einordnung ermöglichen.

Es gibt zum Beispiel ein paar Instrumente, die aufgrund des Alster-Zettels, den sie tragen, in die Zeit nach 1918 zu datieren wären, bei denen der doppelte äußere Ring um das Schallloch herum durch einen einfachen Ring ersetzt ist. Ob Böhm hier sein Design schrittweise vereinfacht hat, indem er den doppelten Ring zunächst auf einen einfachen Ring reduzierte und schließlich auch diesen ganz wegließ, lässt sich jedoch schwer sagen: Bei einigen Waldzithern, die aufgrund des "Gr. 4. 6825"-Zettels mit schwarzen Balken in die Zeit vor 1918 zu datieren wären, fehlt dieser Ring bereits; sie weisen in der Tat das komplette Standarddesign der späteren Nr. 1A auf (mit neuer Mechanik und neuem Saitenhalter). Andere Instrumente mit dem Alster-Zettel aus der Zeit nach 1918 besitzen hingegen noch einen doppelten äußeren Ring, einen alten Saitenhalter und zwei Dots zwischen Bund 2 und 3 auf dem Griffbrett (wie es charakteristisch ist für die alte Nr. 1 nach 1910). Es ist denkbar, dass Böhm hier zum Teil bei jüngeren Instrumenten ältere Zettel verwendet hat, es könnte aber ebenso gut sein, dass Böhm für eine gewisse Zeit mehrere Design-Varianten des Modells Nr. 1/Nr. 1A parallel zueinander gebaut hat. Vielleicht ist sogar beides der Fall, ausschließen lässt sich auch dies nicht.

Eine weitere Design-Variante des Modells Nr. 1/Nr. 1A besteht in einer gegenüber dem üblichen Fischgrätenmuster leicht geänderten Randeinfassung; sie findet sich an einigen wenigen Waldzithern mit dem Alster-Zettel nach 1918, sonst aber nur bei den Walddolinen Nr. 1A und Nr. 1C. Auch hier ist eine genauere  chronologische Einordnung in Relation zu den anderen Design-Varianten aus dieser Zeit nicht möglich.

Anfang der 20er Jahre hat sich das Design den Modells Nr. 1A soweit verfestigt, dass nur noch Instrumente mit Standard-Mechaniken, Standard-Saitenhalter und ohne äußeren Ring um das Schallloch herum gebaut werden; auch die Variation der Randeinfassung des Instruments ist aus dieser Zeit bisher nicht dokumentiert.